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Krankheitsbilder

Therapeutische Apheresen sind Verfahren, bei denen bestimmte Bestandteile des Blutes durch ein speziell für diesen Zweck entwickeltes Filtersystem entfernt werden. Das gereinigte Blut wird sodann wieder dem Körper zurückgeführt. Dieses Verfahren kann bei verschiedenen Erkrankungen eingesetzt werden. 

Therapeutische Apheresen können beispielsweise bei Erkrankungen eingesetzt werden, bei denen eine Entfernung von krankheitsrelevanten Substanzen oder eine Modulation des Immunsystems notwendig ist. Hier sind einige Beispiele:

  • Autoimmunerkrankungen: Therapeutische Apheresen können bei Autoimmunerkrankungen wie rheumatoider Arthritis, systemischem Lupus erythematodes und Myasthenia gravis eingesetzt werden.
  • Neurologische Erkrankungen: Apheresen können bei verschiedenen neurologischen Erkrankungen wie Guillain-Barré-Syndrom, chronisch inflammatorischer demyelinisierender Polyneuropathie und Multipler Sklerose eingesetzt werden.
  • Hämatologische Erkrankungen: Apheresen können bei verschiedenen hämatologischen Erkrankungen wie akuter und chronischer Leukämie, akutem Nierenversagen, Paraproteinämie, Hämolyse und Thrombozytopenie eingesetzt werden.
  • Stoffwechselerkrankungen: Therapeutische Apheresen können bei Stoffwechselerkrankungen wie familiärer Hypercholesterinämie und Porphyrie eingesetzt werden.
  • Infektionen: Apheresen können bei schweren bakteriellen oder viralen Infektionen eingesetzt werden, um die Konzentration von pathogenen Erregern im Blut zu reduzieren.
  • Organtransplantation: Apheresen können bei Organtransplantationen eingesetzt werden, um eine Abstoßungsreaktion zu verhindern oder zu behandeln.

Es ist wichtig zu beachten, dass der Einsatz von Apheresen immer individuell entschieden wird und auf den jeweiligen Patienten und seine Erkrankung abgestimmt sein sollte.

Anwendungsgebiete der Apherese (Blutwäsche)

Eine wichtige Anwendung von Therapeutischen Apheresen ist die Behandlung von Autoimmunerkrankungen, bei denen das Immunsystem des Körpers körpereigene Zellen und Gewebe angreift. Hierbei können durch die Apherese bestimmte Blutbestandteile, wie zum Beispiel Autoantikörper oder Entzündungsmediatoren, aus dem Blut entfernt werden.

Weitere Anwendungsbereiche von Therapeutischen Apheresen sind die Behandlung von akutem Nierenversagen (neben der Dialyse), von Fettstoffwechselstörungen oder von bestimmten Vergiftungen.

Die Häufigkeit der Behandlung hängt von der zugrunde liegenden Erkrankung und dem individuellen Krankheitsverlauf ab.

Einsatzgebiete sind unter anderem:

  • Altersabhängige Makula-Degeneration (trockene Form der AMD)
  • Chronische und akute Erkrankungen des Immunsystems
  • Long COVID
  • Post Vac
  • Rheumatische Erkrankungen
  • Familiäre Hypercholesterinämie (genetisch erhöhte Blutfettwerte)
  • Fettstoffwechselstörungen
  • Colitis Ulcerosa
  • Morbus Crohn
  • dilatative Kardiomyopathie
  • Borreliose
  • Autoimmunerkrankungen
  • Schwermetallbelastungen
  • Multiple Sklerose
  • Myasthenia gravis
  • diabetisches Fußsyndrom
  • Hörsturz
  • ME/CFS

Weitere Anwendungsmöglichkeiten

Makula-Degeneration

anwendungsmoeglichkeiten

Weltweit setzt Dr. Trapp als erster Augenarzt die Therapeutische Apherese auch zur Behandlung der Makula-Degeneration ein. 

ME/CFS (Myalgische Enzephalomyelitis / Chronisches Fatigue-Syndrom)

Obwohl ME/CFS (Myalgische Enzephalomyelitis / Chronisches Fatigue-Syndrom) eine hohe Anzahl von Betroffenen hat und eine schwerwiegende Erkrankung ist, bleibt sie in der Öffentlichkeit und unter vielen Ärzten nahezu unbekannt. Die Ursachen dieser Krankheit sind nur unzureichend erforscht, da die Forschung aufgrund mangelnder finanzieller Mittel und mangelnden Interesses nur langsam voranschreitet.

ME/CFS ist eine schwere neuroimmunologische Erkrankung, die oft zu erheblicher körperlicher Beeinträchtigung führt. Patienten mit ME/CFS haben oft eine stark beeinträchtigte Lebensqualität. Ein Viertel aller Betroffenen kann ihr Zuhause nicht mehr verlassen, viele sind bettlägerig und schätzungsweise über 60 Prozent sind arbeitsunfähig. In Deutschland sind (vor der Pandemie) etwa 250.000 Menschen betroffen, darunter 40.000 Kinder. Weltweit sind es etwa 17 Millionen Menschen.

ME/CFS-Patienten leiden unter einer starken Verschlechterung ihrer Symptome nach geringer körperlicher und geistiger Belastung (sogenannte Post-Exertional Malaise). Diese Symptome umfassen eine schwerwiegende Fatigue (krankhafte Erschöpfung), kognitive Beeinträchtigungen, starke Schmerzen, erhöhte Empfindlichkeit gegenüber Sinnesreizen sowie Störungen des Immun- und autonomen Nervensystems.

Die genauen Ursachen von ME/CFS sind noch ungeklärt. Experten vermuten, dass mehrere Organsysteme wie das Immun- und Nervensystem gleichzeitig fehlgesteuert sind. Oft tritt die Erkrankung nach einer viralen Infektion wie dem Pfeifferschen Drüsenfieber (Mononukleose), der Grippe, einer Covid-19-Erkrankung, oder nach einer COVID-Impfung auf. Es wird angenommen, dass Störungen des Immunsystems und der Blutgefäße sowie hormonelle und genetische Einflüsse eine Rolle spielen können. Auch körperliche Verletzungen (z. B. durch Unfälle) und Umweltschadstoffe werden als mögliche Auslöser diskutiert.

Seit Beginn der Pandemie wird vermutet, dass SARS-CoV-2 das Chronische Fatigue-Syndrom ME/CFS verursachen kann. Eine Forschungsgruppe der Charité – Universitätsmedizin Berlin und des Max-Delbrück-Centrums für Molekulare Medizin in der Helmholtz-Gemeinschaft (MDC) hat nun in einer sorgfältig kontrollierten Studie gezeigt, dass einige COVID-19-Patienten nach einem milden Verlauf tatsächlich ME/CFS entwickeln können. Zudem beschreiben die Forscher eine zweite Gruppe von Post-COVID-Betroffenen mit ähnlichen Symptomen. Unterschiedliche Laborwerte weisen möglicherweise auf verschiedene Entstehungsmechanismen dieser beiden Krankheitsbilder hin. Die Ergebnisse der Studie sind bereits veröffentlicht worden (1).

Es ist wichtig zu verstehen, dass ME/CFS eine komplexe und oft unterschätzte Erkrankung ist, die das Leben der Betroffenen stark beeinträchtigt. Unsere Praxis ist sich der Herausforderungen bewusst, mit denen ME/CFS-Patienten konfrontiert sind, und setzt sich dafür ein, ihnen zu helfen.

Unsere Praxis bietet umfassende Unterstützung und individuelle Behandlungsansätze für ME/CFS-Patienten. Durch intensive Anamnesegespräche und sorgfältige Diagnostik entwickeln wir maßgeschneiderte Therapiepläne, die auf die spezifischen Bedürfnisse jedes Patienten zugeschnitten sind. Unser Ziel ist es, die Lebensqualität zu verbessern und den Alltag der Betroffenen zu erleichtern (2).

Altersbedingte Makuladegeneration

Bei der altersabhängigen Makula-Degeneration (AMD) handelt es sich um verzerrtes Sehen durch eine Erkrankung der Netzhaut des Auges. Bis zu 20.000 Patienten erblinden jedes Jahr an AMD. Wirksame Verfahren (z. B. Lasertechnologien) stehen derzeit erst für die feuchte Form der Krankheit zur Verfügung. Die trockene Form dieses Krankheitsbildes hat bislang keine Therapieform. Die Apherese bietet hier erstmals eine Behandlungsmöglichkeit, wie bereits einige Studien zeigen. Wissenschaftler um Dr. Koss (Frankfurt) behandelten Patienten mit hochriskanter trockener altersbedingter Makuladegeneration, ohne therapeutische Alternativen zu evaluieren. Es wurde hierbei eine Methode der therapeutischen Apherese mittels der doppelfiltrierenden Plasmapherese zur Behandlung von Mikrozirkulationsstörungen angewendet. 43 Patienten wurden analysiert, davon 22 in der Behandlungsgruppe und 21 in der Kontrollgruppe. Keiner der behandelten Patienten hatte einen Verlust der Sehschärfe erlitten. In der Kontrollgruppe verschlechterte sich jedoch die Sehkraft bei 19% der Patienten. 

Die Ergebnisse der Studie liefern weitere Hinweise darauf, dass die Therapeutische Apherese eine sichere und effektive therapeutische Option für Patienten mit trockener AMD ist, für die es keine therapeutischen Alternativen gibt. Eine Serie von Behandlungen kann somit den natürlichen Verlauf der AMD bei ausgewählten Patienten verbessern (3).

Colitis Ulcerosa (chronisch entzündliche Darmerkrankung)

Apheresen können auch zur Behandlung chronisch entzündlicher Darmerkrankungen genutzt werden. Rund 10 bis 20 Prozent der Patienten mit chronischer Krankheitsaktivität lassen sich nicht befriedigend behandeln. Bei den behandelbaren Fällen betragen die Kosten neuer medikamentöser Therapien jährlich ca. 20.000 bis 30.000 Euro. Mit Hilfe einer Leukozytapherese zur Entfernung von Zellen, die die Krankheit unterhalten, kann Patienten dauerhaft geholfen werden. Japanische Studien weisen bereits einen Therapieeffekt bei chronisch entzündlichen Darmerkrankungen nach (4). 

Rheumatoide Arthritis

Die rheumatoide Arthritis (RA) ist eine chronisch entzündliche Systemerkrankung, die zu einer, in den meisten Fällen, symmetrischen Gelenkentzündung führt und über Jahre hinweg die Gelenkknorpel und die gelenknahen Knochen zerstört. Die, in aller Regel, schubweise auftretenden Gelenkentzündungen können sehr schmerzhaft sein und verursachen, oftmals gemeinsam mit Muskelschmerzen, letztlich dauerhaft schmerzhafte Bewegungseinschränkungen. Im Laufe der Zeit werden Morgensteifigkeit und Ruheschmerzen der befallenen Gelenke charakteristisch, oft kommen zusätzlich innere Organerkrankungen hinzu. Bei mehr als 50% der Patienten führt die Erkrankung innerhalb von zehn Jahren zu dauerhaften Einschränkungen. Therapeutische Apheresen sind bereits seit Jahren als Behandlungsmethode etabliert. Dadurch können Kosten oftmals von Krankenkassen erstattet werden. Der besondere Vorteil der Apheresen liegt in der fast nebenwirkungsfreien Behandlung (5). 

Dilatative Kardiomyopathie (Erkrankung des Herzmuskels)

Die dilatative Kardiomyopathie (DCM) verursacht erhebliche Morbidität und Mortalität und ist die häufigste Indikation für eine Herztransplantation in den Vereinigten Staaten. Ein großer Prozentsatz der DCM-Fälle hat keine identifizierbare Ursache, wobei es Hinweise darauf gibt, dass es sich dabei um eine Autoimmunerkrankung handeln könnte, die durch eine virale Myokarditis ausgelöst wird. Es gibt eine wachsende Anzahl von Veröffentlichungen, die darauf hindeuten, dass verschiedene Immunadsorptionstechniken bei der Behandlung der idiopathischen DCM helfen könnten. 2013 wurden Immunapheresen zur Behandlung von DCM-Patienten untersucht (6). Die Behandlung war mit einer Verbesserung der Lebensqualität und der Herzfunktion verbunden, unabhängig vom Vorhandensein von Anti-β1-AR. Die Wissenschaftler um Dr.Pokrovsky empfehlen die IgG-Apherese als sichere und wirksame Methode für DCM-Patienten (7). 

Hörsturz

Der Hörsturz ist eine plötzliche, einseitige Funktionsstörung des Innenohrs, die sich in vielen Fällen innerhalb von Stunden oder Tagen zurückbildet. In den meisten, wenn auch nicht in allen Fällen, handelt es sich hierbei um eine regionale Durchblutungsstörung der Cochlea. Mittels Fibrinogen/LDL-Apherese konnten die Wissenschaftler um Dr. Markus Suckfüll (Uniklinik München) Fibrinogen, Cholesterin und Lp(a) akut und drastisch im Plasma von Patienten reduzieren. Die Senkung des Fibrinogens verbessert die Blutfließeigenschaften. Die Absenkung des LDL-Cholesterins führte zu einer gesteigerten Freisetzung von vasodilatierendem NO und verbesserte so die endotheliale Funktion und Regulation des regionalen Blutflusses. Außerdem die Wirksamkeit der Apherese mit einer 10-tägigen stationären Standardinfusionstherapie an insgesamt 201 Patienten, verglichen. Der Vergleich der mittleren Hörschwellen zeigte eine Verbesserung, bei den mit Apherese behandelten Patienten. Die Remissionsrate wurde mit 84% angegeben. Sprachverständnis und Gehör (Sprachverständnis von Zahlen) wurden auch signifikant verbessert (8). 

Long COVID

Nach den Auswirkungen der COVID-19-Pandemie wurde eine beispiellose Welle von postinfektiösen Komplikationen beobachtet. Millionen von Patienten mit Long-Covid klagen über chronische Erschöpfung und schwere postexertionale Malaise. Therapeutische Apherese wurde als effiziente Behandlungsoption zur Linderung und Minderung von Symptomen bei dieser verzweifelten Patientengruppe vorgeschlagen. Allerdings ist wenig über die Mechanismen und Biomarker bekannt, die mit Behandlungsergebnissen korrelieren. Eine Gruppe von Wissenschaftlern um Dr. Achleitner (TU Dresden) hat bei verschiedenen Kohorten von Long-Covid-Patienten spezifische Biomarker vor und nach Therapeutischer Apherese analysiert. Bei Patienten, die nach zwei Zyklen Therapeutischer Apherese eine signifikante Verbesserung berichteten, gab es eine signifikante Reduktion von Neurotransmitter-Autoantikörpern, Lipiden und entzündlichen Markern. Darüber hinaus beobachteten sie eine 70%ige Reduktion von Fibrinogen, und nach der Apherese verschwanden Erythrozyten-Rouleaux-Bildung und Fibrinfasern weitgehend, wie es in der Dunkelfeldmikroskopie gezeigt wurde (9). 

Quellen:

  1. Kedor, C., Freitag, H., Meyer-Arndt, L. et al.A prospective observational study of post-COVID-19 chronic fatigue syndrome following the first pandemic wave in Germany and biomarkers associated with symptom severity. Nat Commun 13, 5104 (2022). https://doi.org/10.1038/s41467-022-32507-6
  2. Deutsche Gesellschaft für ME/CFS e.V.
  3. Koss MJ, Kurz P, Tsobanelis T, et al. Prospective, randomized, controlled clinical study evaluating the efficacy of Rheopheresis for dry age-related macular degeneration. Dry AMD treatment with Rheopheresis Trial-ART. Graefes Arch Clin Exp Ophthalmol. 2009;247(10):1297-1306. doi:10.1007/s00417-009-1113-7
  4. Kazuki Kakimoto, MD, PhD and others, Exploratory Study of the Effectiveness of Granulocyte and Monocyte Adsorptive Apheresis Before Initiation of Steroids in Patients With Active Ulcerative Colitis (EXPECT Study): A Multicenter Prospective Clinical Trial, Crohn’s & Colitis 360, Volume 2, Issue 4, October 2020, otaa073, https://doi.org/10.1093/crocol/otaa073
  5. Roth SH. Role of apheresis in rheumatoid arthritis. Drugs. 2006;66(15):1903-1908. doi:10.2165/00003495-200666150-00001
  6. Winters JL. Apheresis in the treatment of idiopathic dilated cardiomyopathy. J Clin Apher. 2012;27(6):312-319. doi:10.1002/jca.21245
  7. Pokrovsky SN, Ezhov MV, Safarova MS, et al. Ig apheresis for the treatment of severe DCM patients. Atheroscler Suppl. 2013;14(1):213-218. doi:10.1016/j.atherosclerosissup.2012.10.028
  8. Suckfüll, M., Seidel, D., Thiery, J. et al.Behandlung des Hörsturzes durch Fibrinogen-LDL-Apherese. Z Kardiol 92 (Suppl 3), iii59–iii63 (2003). https://doi.org/10.1007/s00392-003-1309-5
  9. Achleitner M, Steenblock C, Dänhardt J, et al. Clinical improvement of Long-COVID is associated with reduction in autoantibodies, lipids, and inflammation following therapeutic apheresis [published online ahead of print, 2023 May 2]. Mol Psychiatry. 2023;1-6. doi:10.1038/s41380-023-02084-1

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